Erstes Spin-Off des Forschungszentrums SCCH in Hagenberg will mit Technologie aus OÖ den Weltmarkt erobern

Presseaussendung vom 21.06.2021

Wirtschafts-und Forschungs-Landesrat Markus Achleitner: „Neue Sysparency GmbH in Linz unterstützt Unternehmen bei der Modernisierung ihrer IT – Wissen aus dem Quellcode von Softwareanwendungen wird sichtbar gemacht“

Das Forschungszentrum Software Competence Center Hagenberg (SCCH) hat sein erstes Spin-Off: Die Sysparency GmbH in Linz macht für Unternehmen und Institutionen mit einem vom SCCH und dem Managementberatungsunternehmen RegPOOL gemeinsam entwickelten Algorithmus Wissen aus dem Quellcode der von ihnen verwendeten Software sichtbar. Das ist wiederum die Voraussetzung für die Modernisierung von Softwareanwendungen. „Die Digitale Transformation ist die Zukunft und bietet großes Potenzial – aber sie birgt im Detail auch spezielle Herausforderungen, die es zu bewältigen gilt. Die Forschungszentren aus dem Upper Austrian Research (UAR) Innovation Network stehen den Unternehmen dabei eng zur Seite. Dieses Spin-off ist dafür ein absolutes Paradebeispiel. Zugleich zeigt es eindrucksvoll, dass das Gründungsland Oberösterreich – und hier speziell das SCCH – auch in herausfordernden Zeiten die Hände nicht in den Schoß legt. Ganz im Gegenteil: Sysparency bildet die Innovationskette von der Bildung über die Forschung in die Wirtschaft perfekt ab“, stellt Wirtschafts- und Forschungs-Landesrat Markus Achleitner dazu fest.

Bei der Modernisierung ihrer IT stehen Unternehmen oftmals vor einer zentralen Herausforderung: unzureichende oder fehlende Dokumentation ihrer alteingesessener Softwareprogramme. Denn für eine Weiterentwicklung oder auch Erneuerung braucht es umfassendes Wissen über deren unternehmensbezogene Funktionsweise. Auch regulatorische Vorgaben verlangen zunehmend danach. Ein neu entwickelter Algorithmus extrahiert und dokumentiert dieses verborgene Wissen aus dem Quellcode von Softwareanwendungen. Mit der Gründung der Sysparency GmbH bringen die Entwickler dieses Algorithmus – das Forschungszentrum Software Competence Center Hagenberg (SCCH) und der Managementberater ReqPOOL – diese in der industriellen Praxis bereits erprobte Errungenschaft nun gemeinsam auf den Markt.

Zwei Jahre lang wurde das Tool international angewandt, sozusagen „getestet“ – mit großem Erfolg. Der Algorithmus von SCCH und ReqPOOL macht Wissen, das im Quellcode einer Software steht, sichtbar, egal ob man den Code selbst geschrieben hat oder nicht. Der Quellcode ist der einzige Ort, wo Wissen abgebildet und wiederhergestellt werden kann, auch wenn die ursprüngliche Dokumentation fehlt. Der logische nächste Schritt war nun, mit dem Spin-Off Sysparency ein marktfähiges Unternehmen an den Start zu bringen, das den Algorithmus vermarktet.

„Aktuell steigen viele Unternehmen auf neue Softwaresysteme um und bekommen Probleme durch fehlende Dokumentation, die jedoch für derartige Systeme vorgeschrieben ist“, erklärt Sysparency-Gründer und ReqPOOL-Geschäftsführer Florian Schnitzhofer.

Wissen automatisiert dokumentieren und sicherstellen

Mit dem Algorithmus von SCCH und Sysparency lassen sich komplexe Softwaresysteme automatisiert dokumentieren und Wissen sicherstellen. Das Ergebnis beschreibt vollständig, was die Software macht und gibt Berechnungen, Formeln, Datenflüsse, Zustandsdiagramme oder Entscheidungstabellen aus. Unternehmen können nun die Funktionsweise ihrer Softwaresysteme nachvollziehen, die Dokumentation rasch und einfach nachholen und sie gesetzeskonform gestalten. Solche Dokumentationen spielen auch für die Weiterentwicklung Künstlicher Intelligenz eine große Rolle.
 
„Sepp Hochreiter, der Pionier in Sachen Künstlicher Intelligenz an der JKU, betont immer wieder: Daten sind das Öl des 21. Jahrhunderts. Diese Daten zu schützen oder bei Verlust wiederherstellen zu können, ist eine existenzielle Voraussetzung für eine erfolgreiche umfassende Digitalisierung heimischer Unternehmen. Sysparency setzt genau hier an und zeigt eindrücklich, wie zukunftsweisend die Gründung des SCCH durch die JKU vor mehr als 20 Jahren war. In engem Austausch mit Wirtschaft und universitärer Forschung werden konkrete Lösungen für die Bedürfnisse der Unternehmen entwickelt. Ich gratuliere dem SCCH zu seinem ersten Spin-off und freue mich besonders, weil dieses Projekt hilft, Quellcode transparent zu machen. Und Transparenz ist der Aspekt, um den im Bereich der Digitalisierung vielleicht am härtesten gerungen werden muss", erläutert Meinhard Lukas, Rektor der Johannes Kepler Universität Linz.

Technologie „Made in Upper Austria“ für den Weltmarkt

„Unsere Expert/innen entwickelten ein spezielles Analyseverfahren, um dieses Wissen in einer für Menschen lesbaren und für Maschinen verarbeitbaren Form auszuwerten“, erläutert Markus Manz, Geschäftsführer des SCCH. Zum Erfolg führt das Konzept der dualen Förderung – einerseits der Spitzenforschung am SCCH und andererseits in Richtung Verwertung durch tech2b, das diese Gründung unterstützt hat. Daraus ist nun gemeinsam mit ReqPOOL, das 2012 in Hagenberg gegründet wurde und inzwischen international erfolgreich ist, ein neues Unternehmen entstanden, das mit oberösterreichischer Technologie den Weltmarkt erobern kann.

„Die Gründung unseres ersten Spin-Offs Sysparency zeigt, dass wir Ergebnisse unserer Forschung, die bislang in Prototypen bei Industriepartnern umgesetzt wurden, auch erfolgreich als Joint-Venture verwerten können und jeder bei seiner Kernkompetenz bleiben kann“, führt Manz aus, der gemeinsam mit tech2b an einer Spin-Off Strategie arbeitet. „Diese Technologie liefert Antworten zu einer zentralen Herausforderung, die eine Vielzahl von Unternehmen intensiv beschäftigt. SCCH zeigt hier eindrucksvoll, dass das UAR Innovation Network innovative Lösungen für Wirtschaft und Industrie hervorbringt“, ergänzt DI Dr. Wilfried Enzenhofer, MBA, Geschäftsführer der Upper Austrian Research GmbH, der Forschungsleitgesellschaft des Landes OÖ.

(Bildquelle: Land OÖ/Daniel Kauder, V.l.: Markus Manz, Geschäftsführer SCCH, Wirtschafts- und Forschungs-Landesrat Markus Achleitner und Florian Schnitzhofer, Sysparency-Gründer und ReqPOOL-Geschäftsführer.